Es ist Sonntag, 14 Uhr. Ich bin in Zürich, meiner Heimat und besuche meine Familie, Freunde und habe ein bisschen was zu arbeiten. Meetings, Events usw. Ich liege gerade im Bett, „Netflix and Chill“, währendem meine Mum auf Amélie aufpasst. Sie wollte mir ein paar Stunden nur FÜR MICH geben. Thank God for mums, right? (Wenn ich über diesen Satz nachdenke, verspüre ich den Drang philosophisch zu werden…aber ich lass den Absatz vorerst weg. Thank me later)
Ich höre folgende Geräusche aus dem Wohnzimmer: „Wuuuuuuuhhh“ und dann ein Lachen und dann wieder ein „Wuuuuhhh“ und wieder ein Lachen. Amélie kommuniziert fleissig mit uns, unfassbar. Sie ist so präsent, so aufmerksam und ein bezauberndes „Happy Baby“. Sie grinst, kichert und lacht oft sogar laut raus. Entzückend… verzaubernd. Sie guckt einem direkt in die Augen und fängt dann an Geräusche zu machen. Wahrscheinlich weil ich den strangesten Gesichtsausdruck habe, wenn sie mich von unten anschaut. Ich meine…die Perspektive, die sie von uns Eltern haben muss, ist wohl nicht gerade schmeichelnd, right?
Greg, mein Mann und Amélies Dada, ist dieses Mal leider nicht Teil des Trips. Er ist gerade in Irland auf einem Junggesellenabschied und die Woche drauf geschäftlich im Ausland. Es ist das aller erste Mal, dass wir als Family so lange getrennt sind. Komisches Gefühl. Ich bin zum ersten Mal alleine mit Amélie geflogen und mache quasi so gut wie ALLES alleine. Irgendwie weiss ich erst jetzt, was „ALLES alleine machen“ heisst. Sie ins Bett bringen, stillen, wickeln, spielen, unterhalten, animieren, Buch vorlesen, kuscheln… aber auch checken ob Windeln da sind, Wickelutensilien kaufen und und und. Vieles, was sonst mein Mann macht, ich jedoch nie merke weil es halt einfach immer da ist: vorrätig. An dieser Stelle muss ich ganz offiziell zugeben, nicht gewusst zu haben wie viel mein Mann eigentlich im Haushalt macht, zusätzlich zu seinem Job, abends, wenn er um 19Uhr nach hause kommt. „Danke, me Luff – tut mir leid, dass ich manchmal ‚a pain in the bum‘ bin und rummeckere, weil ich müde oder gestresst bin.“ Ich habe in dieser Woche gemerkt, wie doll Glück ich habe so einen Partner an meiner Seite zu haben. Funny, manchmal muss man getrennt sein um zu merken, wie fest man doch eigentlich miteinander verbunden ist.
Quelle: Schweizer Illustrierte / Foto: Ellin Anderegg
Nun bin ich jedoch auch mit den Sorgen in der Nacht alleine…wow! Hätte bitte nicht jemand früher erwähnen können, dass ich mir ab der Geburt für IMMER SORGEN MACHEN WERDE! I mean, crazy! Ich stehe manchmal mitten in der Nacht auf, und laufe zu ihrem Baby-Bett rüber und horche oder fasse ihr auf die Brust um zu gucken, ob sie noch atmet (!!!) weil sie so ruhig ist! Oh mann, please don’t judge. Ich wache aber auch jedes Mal auf, wenn sie sich etwas lauter bewegt, hustet, verschluckt oder einfach nur einen Sound macht. Das Ergebnis – Augenringe des Grauens! But I do not care. Und nein, ich werde ihr Bettchen bei uns im Zimmer lassen, bis sie… 30 Jahre alt ist! Ha!
Greg singt immer für sie, wenn sie weint… George Ezras Song „Shotgun“, das beruhigt sie jedes Mal. Meine Stimme hingegen… ehm ja, sagen wir einfach, dass ich nicht mit einer Goldkehle gesegnet wurde. Jetzt wo er allerdings weg ist… who’s gonna sing to her? Ich war auf alles vorbereitet, habe alles eingepackt und noch mehr, aber an das habe ich nicht gedacht! Er aber anscheinend schon.
Als ich an einem Morgen aufwachte, erwartete mich eine Whatsapp von meinem Mann. Ein Video. Darauf filmte er sich selbst, wie er „Shotgun“ von George Ezra singt – FÜR AMÉLIE! Da, natürlich für Amélie… für wen denn sonst!? Aber das schönste war, dass er in Mitten von angetütelten Menschen stand, in einem Pub in Galway, Irland und einfach laut in diese Kamera reinsang. Ihm war egal, ob irgendjemand doof guckte (im Hintergrund stand ein Typ, der wusste wohl nicht mehr was ein Handy ist, soviel Guinness-Intus hatte der. Sein Blick, too funny). Dada stand da, in einem Pub, an einem Junggesellenabschied um 4Uhr morgens und sang für seine Tochter den Song, der sie immer beruhigt, gekrönt von einem „I love you my babies“.
Da war ich so unfassbar gerührt, dass ich los geheult habe und mich kaum beruhigen konnte. Es waren Happy-Tears, aber trotzdem. Mann, habe ich Greg in diesem Moment vermisst. Ne Szene wie aus dem Film, nicht? Mir kamen die Tränen und Amélie…? Sie fing an zu grinsen. Kein Witz! Sie war total auf das Handy fixiert und war super gefesselt. Sie hat vollkommen verstanden, worum es ging und wer da auf dem Bildschirm war. I swear! Sie ist so fortgeschritten, crazy! Sie guckte sich das Ganze mit einem Grinsen an und hat am Ende mich angeguckt, wieder gegrinst… und (hier wäre eine neue Folge von „Kuck mal wer da spricht“ angesagt, denn ich habe keine Ahnung was in ihrem Kopf vorging) aufgehört zu weinen. Logo. Es war auf jeden Fall wieder einmal so ein Highlight, ein Erlebnis, eine Erinnerung, eine Erfahrung mehr, was mein Herz zum schmelzen brachte und ich einfach wieder gedacht habe: „Hach…you are truly amazing, Amélie…“.
Könnte gerade vor Liebe platzen…!